ADR/GDR-Zwangskonvertierung russischer Aktien: Handlungsbedarf für Unternehmen und institutionelle Anleger

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Russische Hinterlegungsscheine – American Depositary Receipts (ADR), Global Depositary Receipts (GDR) und ihre Varianten – stehen seit Beginn des Ukrainekriegs und den damit verbundenen Sanktionen unter besonderer Beobachtung. Ein 2022 verabschiedetes russisches Gesetz verpflichtet viele Emittenten, diese Programme einzustellen und die Scheine in heimische Stammaktien umzuwandeln. Wer das vorgeschriebene Konvertierungsfenster verpasst, läuft Gefahr, seine Ansprüche dauerhaft zu verlieren.

Was hinter den Programmen steckt 

  • Zweck der DR-Programme: Sie ermöglichen internationalen Anlegern den Handel russischer Titel an ausländischen Börsen, ohne ein Depot in Russland eröffnen zu müssen. 
  • Aktuelle Einschränkungen: Seit März 2022 sind die meisten russischen DRs an westlichen Handelsplätzen ausgesetzt. Auf der Moskauer Börse werden dagegen ausschließlich Stammaktien gehandelt. 

Praktische Hürden

  1. Sanktions­rechtliche Freigaben
    • EU-Verordnung 269/2014 erlaubt unter Auflagen die Abwicklung nicht sanktionierter Emittenten. 
  1. Clearstream-Weiterleitung
    • Die europäische Verwahrstelle leitet Aufträge erst nach Vorlage einer solchen Freigabe an das Russian National Settlement Depository (NSD) weiter. 
  1. Russisches Depot 
    • Für die Gutschrift der Stammaktien ist ein Depot in Russland erforderlich. Dessen Eröffnung ist derzeit büro- und logistikintensiv (Beglaubigungen, Apostillen, Kurierwege). 

Rolle der US-Depotbanken

Die Buchungsbereitschaft von Citibank, J. P. Morgan und BNY Mellon hängt vom jeweiligen Programm ab und kann sich binnen Tagen ändern. Während einige nicht sanktionierte Emittenten wieder storniert oder eingereicht werden können, bleiben sanktionierte Titel wie Inter RAO UES oder Rosseti gesperrt. Für Gazprom läuft seit Juni 2025 eine automatisch gesteuerte Umwandlung über den russischen Zentralverwahrer; der klassische Weg über die US-Depotbank spielt hier vorerst keine Rolle. 

Zeitmanagement 

Erfahrungsgemäß vergehen mehrere Wochen zwischen Einreichung der Unterlagen und finaler Aktiengutschrift. Wer ein laufendes Programm bedienen möchte, sollte deshalb

  • alle Beglaubigungen frühzeitig veranlassen,
  • das russische Depot rechtzeitig eröffnen,
  • einen Puffer von mindestens zwei bis drei Wochen für Versand und Registrar-Bearbeitung einplanen.

Unsere Empfehlung

  • Portfolio prüfen: Ermitteln Sie, ob und in welchem Umfang Sie von den laufenden Konvertierungsprogrammen betroffen sind.
  • Fristen rückwärts planen: Setzen Sie interne Deadlines, die genügend Spielraum für Dokumenten­logistik, Freigaben und Depot­eröffnung lassen. 
  • Flexibel bleiben: Die Buch­haltungspraxis der US-Depotbanken und die Registrar-Vorgaben können sich kurzfristig ändern. Halten Sie Alternativ­szenarien bereit, falls sich ein Fenster unerwartet schließt oder öffnet. 

Wer diese Punkte beherzigt, steigert die Chance, den Umtausch fristgerecht abzuschließen und Wertverluste zu vermeiden.

Weitere Informationen zu der Thematik können Sie hier nachlesen: https://www.goldenstein-kanzlei.de/leistungen/adr-gdr-umwandlung/